Mittwoch, 13. Juni 2012

6. Etappe

Ich habe mir heute nach ausnahmsweise ein Motel gegönnt, daher habe ich zuverlässiges Internet und komme dazu die Posts nachzuholen, die ich in den letzten Tagen nicht geschafft habe. Die nächsten Tage werde ich durch sehr dünn-besiedeltes Gebiet unterwegs sein, so dass ich vermutlich kein Internet haben werde.

Wenn man sich die Zahlen meines Fahrradcomputer anschaut:
138.02 km in 5:11:42 (avg. 26.56 km/h)
könnte man meine, ich hätte plötzlich Beine wie Andreas Klöden, es war aber einfach nur extrem starker Rückwind (25 km/h aus West). Leider ist die Vorhersage für Morgen, dass der Wind auf Nord dreht :-(.
Außerdem ging es 2300 ft (also etwa 750 hm) auf 3960 ft nach unten, wofür ich dann in den nächsten beiden Tagen beim Überqueren des New Pass Summits (6340 ft) bezahlen werde.
Die Etappe startet schon wieder mit einem technischen Problem, mein erst in San Francisco erneuertes vorderes Schaltkabel schleifte am Hinterrad. Ich vermute, dass ein Streifenhörnchen die Schutzkappe abgeknabbert und es dabei verbogen hat. Wie auch immer, das ließ sich schnell zurechtbiegen.

Am Morgen war das Licht für Aufnahmen vom Lake Tahoe etwas besser als am Abend zuvor:


Die Route führte heute den ganzen Tag auf dem US Highway 50 entlang. Am Anfang gab es eine Tunnel mit einem Warnsignal davor. Falls die Lichter blinken, ist mit Radfahrern im Tunnel zu rechnen. Natürlich gab es auch den passenden Knopf um die Lichter einzuschalten. Alles ziemlich Radfahrer-freundlich hier in Nevada, vielleicht von den Temperaturen abgesehen. Die Grenze zu Nevada hatte ich schon gestern überquert. Die Grenze verläuft mitten durch eine Stadt, auf der einen Seite sind die Hotels mit den Casinos auf der anderen die Geschäfte zum Einkaufen.
Gleich nach Verlassen des Lake Tahoe kam der einzige kleine Pass des Tages.


Nachdem Pass ging es dann ziemlich steil hinunter eine größere Ebene in der Carson City, die Hauptstadt Nevadas liegt. Mein Vater hat früher manchmal so eine Geschichte erzählt, wo er (oder war er nur Beifahrer) einen LKW von der Straße abgesteuert hat, weil die Bremsen versagt haben. Hier in Nevada hat man für diesen Fall erst Bremstestzonen vorgesehen und falls die Bremsen versagen, darf man den LKW in eine Art Kiesbett mit Rampe am Ende steuern. Das sollte einen ziemlich sicher ohne größere Schäden zum Stehen bringen. Die Abfahrt war nur 5% steil und es gab zwei diese Kiesbetten.


Unten angekommen, sah die Landschaft sehr nach Steppe aus. Der letzte Regen ist vermutlich schon ein Stück her.

Es war sehr sonnig und heiß. Mein Fahrradcomputer hat 39°C (in der Sonne) gemessen, also fast 100°F.


Es ging dann jedenfalls nach Carson City, wo ich in einem Fahrradladen einen neuen Schlauch für das Anhängerrad gekauft habe.
Nach dem Mittagessen in Dayton ging es sehr geradeaus mit Rückenwind weiter. Die Landschaft wurde sehr karg. Ich hatte auch sowas wie eine Fata Morgana: Durch die heiße Luftschicht über dem Asphalt, die den Himmel spiegelte, sah es so aus, als wäre der Hochpunkt einer leichten Gegensteigung etwa einen Kilometer früher. Ich habe, dass dann irgendwann am Gegenverkehr mitbekommen und endlich verstanden, warum alle aufgefordert waren die Frontscheinwerfer einzuschalten.



Meine Jagd nach Kilometern wurde dann für einige Minuten durch einen Platten im Hinterrad unterbrochen. Ist wohl echt nicht gut immer auf den Seitenstreifen zu fahren. Eigentlich wollte ich am Lake Lahontan zelten, in Silver Springs meinte ein freundlicher Verkäufer aber, dass es locker bis Fallon zu schaffen ist und alles flach sei. Also habe ich den Rückwind noch für eine Stunde länger ausgenutzt.


Ich habe heute noch Wäsche gewaschen (dabei leider einen Teil vergessen :-() und bei Walmart eingekauft. Der Walmart ist viel zu groß und unübersichtlich. Außerdem sind wie in allen amerikanischen Supermärkten die Packungsgrößen vollkommen ungeeignet, wenn man aufs Gewicht schauen muss. Ich habe jetzt Wasser, Brot, Nudeln, Chips und Bananen für 2 Tage. Das sollte mich hoffentlich bis Austin, Nevada (109 Meilen von hier aus) bringen.

(english version)
It becomes quite late now, so I will keep this really short. Please use Google Translate.
I had a wonderful day today. Tailwind pushes me 138 km forward. I made up one day, since I originally want to spend the night at Lake Lahontan and tomorrow in Fallon. The average speed today was something like 15 mph, the most so far. I plan to start tomorrow not later than seven, so I should go to bed now, sorry.

2 Kommentare:

  1. Sehr spannend bisher. Wir drücken natürlich die Daumen und wünschen uns die Berichte auch ein bisschen mehr über den Kontakt mit Land und Leuten (oder anderen Globetrottern). Grüße um die Welt :-)

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  2. Danke für die interessanten Berichte bisher. Das ist ja wirklich ein Abenteuer was du da begonnen hast. Aber du wirst das schon schaffen. Ich wünsche viel Spass, Erfolg und Rückenwind.

    Rene

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